Nur eine Gedächtnisstütze

Die Mormonengelehrten John Tvedtness und Richley H. Crapo schrieben einen Artikel, in dem folgendes erschien:

„In zwei verschiedenen Abschnitten des ‚Alphabet and Grammar’ sind hieratische Symbole, die der Reihenfolge nach vom ‚Kleinen Sen-Sen-Fragment’ (Improvement Era, Februar 1968) entnommen wurden, neben englische Symbole (d.h. Worte) gesetzt worden, die den Text des Buches Abraham enthalten (Siehe Abb. 1 und 2). Diese Wechselbeziehung wurde von bestimmten Nichtmitgliedern der Kirche kurz nach der Veröffentlichung der Fotographien der Papyri aufgezeigt. Dieselben Personen glaubten, dass die Nebeneinanderstellung einer kleinen Gruppe von hieratischen Symbolen mit englischen Symbolen im ‚Alphabet and Grammar’ eine Beziehung zur Übersetzung bedeutet. Auf den ersten Blick scheint dies eine vernünftige Annahme zu sein. Vier Tatsachenpunkte unterstützen sie:

1. Joseph arbeitete seinem eigenen Zeugnis gemäß an einer Übersetzung.

2. Diese Übersetzung wurde später als das Buch Abraham veröffentlicht, von dem der Text zu einem Teil in englischen Symbolen oder in englischer Schrift im ‚Alphabet and Grammar’ erscheint.

3. Das Buch Abraham wurde vermutlich von den ägyptischen Papyri übersetzt. Historische Dokumentation, die man bei den kürzlich erworbenen Papyri fand, beweist, dass das ‚Kleine Sen-Sen-Fragment’ sich unter denen befand, die von Joseph Smith benutzt wurden.

4. Das ‚Kleine Sen-Sen-Fragment’ war mit dem Papyrusfragment verbunden, das ‚Faksimile 1’ darstellt, und folgte ihm (wie in Abraham 1:12-14 beschrieben).

Dies führt zu einem Einwand von Seiten der Nichtmitglieder: Die Größe des englischen Textes gegenüber der des ägyptischen Textes (d.h. im Verhältnis der Wörter 25:1) scheint unglaublich hoch zu sein. Vor kurzem hat Dee J. Nelson, ein Mitglied der Kirche und ein Philologe der ägyptischen Sprache diese Sichtweise akzeptiert.

Wir sollten deshalb auf diese Einwände antworten, wenn wir weiter behaupten wollen, dass das Buch Abraham Heilige Schrift ist, umso mehr, weil einige angesehene Mitglieder der Kirche beginnen, die Logik hinter dem vorgebrachten Argument anzunehmen.

Wenn das Buch Abraham als authentisch dargestellt werden soll, gibt es zwei mögliche Richtungen, die genommen werden können:

A. Wir können einfach den Einwand zu dem Verhältnis der englischen und ägyptischen Symbole zueinander mit Vorsicht aufnehmen, was unterstellt, dass es beweist, dass der Buch-Abraham-Text tatsächlich vom Sen-Sen-Text stammt.

B. Wir können zeigen, dass es eine andere Beziehung zwischen den nebeneinander gestellten Symbolen gibt, als die der Übersetzung; wir müssen einen anderen Grund finden, warum Joseph Smith sie nebeneinander stellte.

Wie zuvor schon gezeigt, scheint die Annahme ‚A’ die wünschenswertere zu sein, besonders wegen des offensichtlichen Nichtvorhandenseins einer vernünftigen Erklärung stattdessen für die Nebeneinanderstellung. Aber diese Möglichkeit scheint durch die gelehrtenhafte Übersetzung des Sen-Sen-Textes durch Mr. Nelson, Dr. Richard Parker und Dr. Klaus Baer nicht zur Verfügung zu stehen, da sie zeigt, dass es sich um ein normales Begräbnisdokument handelt.

Dr. Nibley scheint aber immer noch mit uns übereinzustimmen, dass die Möglichkeit ‚A’, ein Bezug zu einer Übersetzung, die wünschenswertere Erklärung ist, denn in jüngsten Artikeln setzt er die Betonung auf die Möglichkeit eines ‚Superkryptogramms’, d. h. eine tiefere Ebene verborgener Übersetzung. Aber noch niemand hat vorgetragen, was ein Superkryptogramm sein könnte…

Obwohl es wahr ist, wie es von den Nichtmitglieder-Kritikern aufgezeigt wird, dass der englische Text viele Hauptwörter und Ideen enthält, die sich nicht in den hieratischen Symbolen wiederspiegeln, erkannten wir vor einigen Monaten bestimmte Fälle, bei denen die hieratischen Wörter im entsprechenden englischen Text gefunden wurden.

Es gab deutlich eine Verbindung, aber das genaue Wesen war nicht offensichtlich. Wir hatten die Theorie, dass vielleicht jede Gruppe von ägyptischen Symbolen nur ein ‚Schlüsselwort’ repräsentierte, dass eine bestimmte auswendig gelernte Gruppe von Phrasen ins Gedächtnis bringen würde, die Teil einer längeren mündlichen Tradition waren…

Wir schlagen deshalb als wirksame Hypothese vor: Entweder (1), dass der Sen-Sen-Papyrus als Gedächtnisstütze von Abraham (und vielleicht von seinen Nachkommen) benutzt wurde, wobei jedes Symbol oder jede Gruppe von Symbolen eine Anzahl von auswendig gelernter Phrasen in Bezug auf Abrahams Bericht über sein Leben ins Gedächtnis brachte, oder (2), dass die hieratischen Wörter im ‚Alphabet and Grammar’ sich einfach auf Kernkonzepte in der entsprechenden englischen Geschichte Abrahams beziehen. Beide Hypothesen erfordern, dass Joseph Smith ein lebendiges Wissen von den hieratischen Wörtern auf dem Papyrus hatte. Im zweiten Fall mag viel vom englischen Text von Joseph Smith als inspirierter Kommentar über die hieratischen Wörter hervorgebracht worden sein.

In diesem Licht betrachtet scheint das Buch Abraham keine direkte Offenbarung des ägyptischen Textes zu sein, der auf dem Sen-Sen-Papyrus erscheint. In der Tat, seit die mündliche Tradition an sich mit dem Tod Abrahams oder dem letzten seiner Nachkommen, der mit der Geschichte vertraut war, verschwunden war, hatte das Buch Abraham Joseph Smith offenbart werden müssen, vielleicht in Verbindung mit dem Gebrauch der ägyptischen Symbole, insofern, dass der Prophet lange englische Passagen mit einzelnen ägyptischen Wörtern oder kurzen Phrasen in Verbindung bringt.“ (Newsletter and Proceedings of the Society for Early Historic Archaeology, Brigham Young University, 25. Okt. 1968, S. 1-4)

Die Autoren dieses Artikels haben eine graphische Darstellung vorbereitet, von der sie das Gefühl haben, dass sie eine Beziehung zwischen dem „Sen-Sen“-Fragment und dem Text des Buches Abraham zeigt. Die meisten ihrer Vergleiche sind sehr schwach. Zum Beispiel merken sie an, dass ein ägyptisches Wort, das „in“ oder „innen“ bedeutet, als Grundlage für Abraham 1:7-10 benutzt wurde. Joseph „übersetzte“ 122 Wörter von diesem einen ägyptischen Wort. Weil sie das Wort „in“ unter diesen Wörtern finden, meinen sie, dass sie eine Parallele gefunden haben. Wir meinen, dass es bloßer Zufall ist, denn Joseph Smith benutzte das Wort „in“ ständig in seinem Buch Abraham. Tatsächlich findet man es mindestens sechzehnmal allein im ersten Kapitel des Buches Abraham!

Auf Seite 324 dieses Buches zeigten wir auf, dass Joseph Smith das meiste von Abraham 1:11 (59 Wörter) von einem ägyptischen Wort mit der Bedeutung „das“ oder „dieses“ „übersetzte“. Die Autoren des oben zitierten Artikels erklären auch, dass das ägyptische Wort „dieses, das, (etwas bestimmtes)“ bedeutet, aber weil man das Wort „dieses (this)“ in der 59-Wort-„Übersetzung“ findet, haben sie das Gefühl, dass sie einen Beweis dafür haben, dass Joseph Smith hieratische Schrift verstand. Sie finden das Wort „dieses (this)“ oder „das (the)“ gegen Anfang des Verses 11: „Now this Priest…’ (previously mentioned)“. Tatsächlich finden wir die Wörter „this“ oder „the“ sechsmal in dieser 59-Wörter-„Übersetzung“. Diese Wörter werden mindestens 130 Mal im ersten Kapitel des Buches Abraham benutzt. Wir haben das Gefühl, dass es ungewöhnlich wäre, wenn sie in der 59-Wörter-„Übersetzung“ nicht erschienen.

Die vielleicht beste Parallele, die sie finden können, ist, dass Joseph Smith die Wörter „die die Töchter Harans waren“ aus einem „Determinativ für Frau“ „übersetzte“ (siehe Seite 324 dieses Buches).

In ihrem Artikel argumentieren Tvedtnes und Crapo, dass Joseph Smith, als er die ägyptischen Wörter von dem Papyrus übertrug, gewöhnlich vollständige Wörter nahm und dies zeigte, dass er eine Kenntnis von Ägyptisch hätte:

„…als er ein Wort übertrug, das aus fünf hieratischen Symbolen zusammengesetzt war, machte er nie einen Fehler (statisch gesehen für jeden unvermeidlich, für den die Zeichen und Symbole nur bedeutungsloses Durcheinander von Strichen sind), indem er etwa nur drei oder vier von den fünf Zeichen eines Worts übertrug oder indem er sechs oder sieben übertrug, indem er Elemente aus den vorhergehenden oder folgenden Wörtern einbezog… Die Übertragung von nur drei Wörtern, brachte mit sich, dass sie in zwei geteilt werden mussten, und die Trennungen wurden immer an den richtigen morphologischen Grenzen vorgenommen… jemand, der keinen Einblick in die Bedeutung der Symbole hat, wäre gezwungen eine falsche Trennung vorzunehmen.“ (Newsletter and Proceedings of the S.E.H.A., 25. Okt. 1968, Seite 4)

Die Behauptung, dass die Übertragung der Wörter zeigten, dass Joseph Smith eine Kenntnis von Ägyptisch hätte, kann keiner Untersuchung Stand halten und 1970 hatte Richley Crapo die Ehrlichkeit zuzugeben, dass er sich geirrt hatte:

„Es ist aufgezeigt worden, dass Joseph Smith charakteristische Wörter vom ägyptischen Papyrus als jemand übertrug, der die Sprache verstand: …Eine umfassende Prüfung über diese Wahrscheinlichkeit… die einfach das Befragen von nicht ausgebildeten Personen in ägyptischer Sprache oder Schrift beinhaltete, und die nur durch einen Aufruf zur Eingebung beeinflusst waren, hypothetische Trennungen zwischen den Symbolen auf der Kopie dieses Papyrus zu markieren. Das Ergebnis war, dass jede befragte Person annehmbare Teilungen zwischen den Wörtern oder ‚Morphemen’ markierte. Somit sind die Schlussfolgerungen, die durch eine umfassende Studie erreicht worden sind, dieselben wie die des Dr. Nelson: Joseph Smiths Umgang mit den ägyptischen Wörtern war nicht ungewöhnlich; er tat in dieser Hinsicht nichts, was nicht andere hätten tun können.“ (Book of Abraham Symposium, 3. April 1970, Seite 31)

Ein weiterer ernsthafter Defekt in den Argumenten, die von Tvedtnes und Crapo hervorgebracht wurden, ist, dass ein Teil ihrer Vergleiche auf die Bedeutungen der Namen „Hor“ und „Taykhebyt“ basieren. Dies würde bedeuten, dass es unmöglich gewesen wäre, den „Buch der Atemzüge“-Papyrus zu benutzen, bevor „Taykhebyt“ gelebt und einen Sohn mit Namen „Hor“ gehabt hätte, und das wäre etwa um die Zeit Christi herum gewesen. Selbst John Tvedtnes gibt zu, dass die Papyri „in ptolemäische oder frühe christliche Zeiten zu datieren sind und somit Abraham ungefähr zwei Jahrtausende nachfolgen“. (Buch Abraham Symposium, Seite 72)

Während der Text des Buches der Atemzüge viele Jahre lang derselbe geblieben sein könnte, hätten die Namen für jede Mumie geändert werden müssen. Deshalb, selbst wenn der Text des Buches Abraham auswendig gelernt worden oder im Buch der Atemzüge verborgen gewesen wäre, hätte die Änderung der Namen das System komplett verdorben.

Auf jeden Fall offenbart die Tatsache, dass die Society For Early Historic Archaeology an der Brigham Young University den oben zitierten Artikel zur Verteidigung des Buches Abraham benutzen wollte, die Schwachheit ihres Standpunktes. Selbst Nibley war von dieser Theorie beeinflusst. In den Brigham Young University Studies, Herbst 1968, S. 101-102 gab er folgende Erklärung über die Beziehung zwischen dem „Sensen“-Text und dem Buch Abraham ab:

„Wir vermuten immer noch, dass es eine Beziehung zwischen den beiden Dokumenten gibt, aber wir wissen nicht, was es ist… R. Crapo und J. A. Tvedtnes stellten eine interessante Hypothese vor, um die Beziehung zwischen dem Atmungszertifikat und dem Buch Abraham zu erklären… es scheint, dass die Idee darin besteht, dass man, wenn man die eigentliche Bedeutung der hieratischen Zeichen in der Reihenfolge nimmt, in der sie erscheinen, sie grob mit bestimmten allgemeinen Themen des Buches Abraham abgleichen kann, die in derselben Reihenfolge erscheinen… Dies würde den ‚Sen-sen’-Papyrus zum Spiekzettel machen. Wahrhaftig, das Dokument erzählt eine zusammenhängende und beständige Geschichte, aber dann müsste es dies tun, um als effektives Erinnerungshilfsmittel zu dienen, um sich mit Leichtigkeit erinnern zu können.

So weit hergeholt, wie es erscheinen mag, es gibt viele altertümliche Beispiele von dieser Art von Dingen; das am besten bekannte ist das Alphabet selbst… Wir sind jetzt gut beraten, dass wir, ‚falls wir die jüdischen Autoren richtig verstehen wollen, ihre Arbeit sorgfältig untersuchen müssen, um zu sehen, ob sie Gematria enthalten’, das ist verdichtete und verborgene Code-Schrift, die an den überraschendsten Orten auftaucht… In einer einleitenden Erklärung in Dialogue wurde vorgeschlagen, dass die hieratischen Symbole, die an den langen Abschnitten des Buches Abraham entlang gesetzt worden sind, nicht als Texte sondern als Überschriften betrachtet werden können. Wir wissen immer noch nicht, worin die Verbindung besteht, aber eines ist sicher – dass die Beziehung der beiden Texte nie bedeutet hatte, dass sie eine direkte Offenbarung wären.“

Folgendes erschien im LDSSA Commentary, veröffentlicht von der Latter-day Saint Student Association, Institut der Religion:

„…Richley Crapo und John Tvedtnes haben eine neue Herangehensweise für das Studium der Joseph-Smith-Papyri entwickelt. Diese Herangehensweise, die schnelle Unterstützung von HLT-Gelehrten erhielt, wurde durch die Entdeckung von einigen führenden Ägyptologen vorangetrieben, dass die Übersetzung des ägyptischen Sensen-Fragments, die Joseph Smith direkt mit dem Buch Abraham verband, nicht mit der Geschichte Abrahams übereinstimmt, wie wir sie in der Köstlichen Perle haben, auch hat sie nichts mit Abraham zu tun.

Crapo und Tvedtnes haben die Theorie, dass der Papyrus, während Abraham nichts mit der Erstellung des Sen-sen-Textes zu tun hatte, als eine Gedächtnisstütze diente, um eine mündliche Überlieferung zu unterstützen.“ (LDSSA Commentary, 24. Februar 1969)

In der Ausgabe vom 27. März 1969 derselben Zeitung schrieben Crapo und Tvedtnes:

„Die Wiederentdeckung der Joseph-Smith-Papyri… hat es möglich gemacht, unsere Vorstellungen über den Prozess, durch den Joseph Smith das Buch Abraham erstellte, vollkommen neu zu formulieren…

Weil sie die Originalpapyri oder keine bedeutsame Menge an Information über die Materialien hatten, die das Schreiben des Buches Abraham anregten, haben die Mitglieder immer angenommen, dass das Buch eine buchstäbliche Übersetzung eines Dokuments gewesen sei, das von der Hand Abrahams selbst geschrieben worden sei. Nun ist es möglich, diese naive Sichtweise durch ein tieferes Verständnis von den Ursprüngen dieses Buches zu verdrängen… Einer der kürzlich erworbenen Papyri, so scheint es, hat eine direkte Beziehung zum Buch Abraham… Deshalb scheint es, dass Joseph Smith das Buch Abraham mit dem Kleinen Sensen-Fragment verknüpfte…

Unsere eigene Übersetzung und die etlicher Ägyptologen vom Kleinen Sensen-Fragment haben demonstriert, dass dieser Papyrus Teil eines ägyptischen Bestattungsdokuments ist. Seine Beziehung zum Buch Abraham muss also eine andere sein, wie man lange gedacht hat. Die Wahrscheinlichkeit seines Gebrauchs als Gedächtnisstütze in Verbindung mit einer abrahamischen mündlichen Überlieferung wurde durch unsere weiteren Studien unterbreitet.“

Jay M. Todd gibt die Studie von Richley Crapo und John Tvedtnes wieder; er fragte aber Klaus Baer, den Ägyptologen von der University of Chicago nach seiner Meinung darüber. In seiner Antwort erklärte Klaus Baer: „Die englischen Passagen im Buch Abraham, die den ägyptischen Zeichen entsprechen, sind lang und die Teile, die von Crapo zitiert werden, in denen er Ähnlichkeiten mit dem Ägyptischen findet, sind auf Grund keines sichtbaren Prinzips auf das Ganze bezogen – oft sind sie ein sehr untergeordneter Teil des Textes. Dies ist im Fall des Abschnitts höchst extrem, der dem ägyptischen py (‚das’ oder ‚dies’ ) entspricht; sie werden kaum einen englischen Satz finden ohne einen Artikel oder ein hinweisendes Pronomen zu finden; was verdeutlicht also die Übereinstimmung? Nichts… Durch diese Methode können Ähnlichkeiten zwischen allen Texten aufgedeckt werden, so lange jemand bereit ist, lange genug nachzuschauen und Sie bereit sind Ihre Phantasie zu gebrauchen. Das Wichtige: Es sei denn, wir können in Einzelheiten zeigen, wie Joseph Smith das Buch Abraham von dem ägyptischen Text bezog, indem wir eine vernünftige Methode anwenden, der andere folgen könnten, können wir nicht von einer ‚Übersetzung’ in jedem üblichen Sinn des Wortes sprechen, und dieser Crapo hat keinen Erfolg darin, auch kann ich nicht erkennen, wie das erreicht werden kann. Selbst wenn die Zeichen einfach nur Schlüsselwörter wären, die irgendwie den Text vorschlagen, wäre die Wahl sehr merkwürdig und man würde am Ende erwarten, das man eine Erwähnung Abrahams fände, etwas, um das Ägyptische mit dem Buch Abraham in Verbindung zu bringen.“ (Erklärung von Dr. Klaus Baer, wie in The Saga of the Book of Abraham, Seite 386)

Jay M. Todd scheint großen Respekt vor Dr. Baers Meinung zu haben und bezieht sich auf ihn als „ein international angesehener Ägyptologe… ein ehrlicher Nichtmormone – einer mit ehrlichem Wohlwollen…“ (ebenda, S. 384)

Benjamin Urrutia schrieb folgendes bei einem Versuch, zu erklären, warum Joseph Smiths Übersetzung von denen der Ägyptologen abweicht:

„In diesem Aufsatz werden meine Hauptziele darin bestehen, zu beweisen, dass die beiden Titel, die dem PJS zugeschrieben werden (‚Die Atmungserlaubnis des Hor’ und ‚Das Buch Abraham’ ), beide korrekt sind und dass die beiden Übersetzungen… beide gute und akzeptable Übersetzungen sind, jede auf ihre Weise…

Die Gründe, die die Gelehrten ‚rasend’ machen und sich ‚eine vergebliche Sache vorstellen’ lassen, sind a) Josephs Übersetzung vom PJS ist sehr von ihren eigenen verschieden; und b) das Buch Abraham ist unproportional lang (136 sehr lange Verse) im Gegensatz zu Spalte I von PJS (weniger als 70 Schriftzeichen), der Fläche, die sie bedecken.

Diese Menschen denken offensichtlich, dass sie ihren Kuchen haben und ihn essen können, aber sie können nicht beides haben…

Abraham,… schrieb das Buch, das seinen Namen trägt. Dieses Dokument wurde von Abrahams Enkel, Israel, nach Ägypten zurückgebracht.

Aber als ‚sich dort ein neuer König über Ägypten erhob, der Joseph nicht kannte’ (Ex. 1:8), was wurde aus dem heiligen Buch?...

Der beste Weg, das Buch zu bewahren, wäre es zu tarnen, so dass es wie ein ägyptisches anstatt wie ein semitisches Dokument aussähe. Höchstwahrscheinlich war es schon mit ägyptischen Schriftzeichen geschrieben, aber das war nicht genug.

Ein unternehmungslustiger Hebräer, den wir X nennen werden, dachte sich einen Code aus, bei dem jedes Schriftzeichen einer mizraitischen Begräbnisinschrift, mit nur einigen geringfügigen (dennoch signifikanten) Änderungen, mit zwei, mehr oder weniger, Versen des Buches gleichbedeutend war, das er zu retten versuchte und von dem das Original nicht mehr existierte. Es besteht sogar die Möglichkeit (es wäre eher weit hergeholt, aber auch logischer), dass X tatsächlich ‚Die Atmungserlaubnis für Hor’ (BPH) erschuf, um sie seinen Zwecken dienlich zu machen, und später nahmen die Ägypter es als heilig an, ohne seinen Ursprung zu vermuten… das Buch Abraham plus Xs Manipulationen kommen dem Papyrus Joseph Smiths gleich.

Das BA einmal verschlüsselt, welche Chance gäbe es dann, dass es wieder entschlüsselt werden würde? Da X tot, das Geheimnis verloren wäre und keine Konvention aller Kryptographen der Welt es wieder finden könnte. Das Buch wäre vorhanden und sogar real: ‚Der Atmungspassierschein des Hor’. Was wäre zu tun? Was wäre der Schlüssel zum verloren gegangenen Code? Die Antwort: der Urim und Thummim;…

Als Moses Ägypten verließ, nahm er ein B.P.H. mit. Da er den Urim und Thummim hatte, wurde das Buch Abraham zum zweiten Mal ans Licht gebracht (es muss Moses geholfen haben, seine eigenen Bücher zu schreiben).

Natürlich ist der Papyrus, den wir haben, nicht das Original, sondern eine späte Kopie aus saitischen Zeiten. Mormonen und Nichtmormonen sind sich darin einig…, es sollte ebenso klar sein, dass diese ‚Übersetzung’ keine Übersetzung im herkömmlichen Sinne war (ebenso wie die Inspirierte Version keine war), und dass niemand, ganz gleich wie weise oder phantasiebegabt, es mit normalen Mitteln hätte tun können… Daher, meine Freunde, hören Sie auf, wütend zu sein, hören sie auf, sich vergebens falsche Dinge vorzustellen. Joseph war ein Prophet, kein Sprachwissenschaftler. Dr. Baer ist ein Sprachwissenschaftler, kein Prophet. Jeder dieser Männer tat, was er tun konnte, bewundernswert gut, aber keiner konnte dieselbe Art der Übersetzung wie der jeweils andere anfertigen (nicht einmal von demselben Dokument).“ (Dialogue: A Journal of Mormon Thought, Sommer 1969, S. 130, 131 u. 134)

Richley H. Crapo und John A. Tvedtnes schrieben einen Artikel, in dem sie erklärten:

Es gibt keinen Beweis, dass der Sen-sen-Text vor 600 v. Chr. existiert hätte. Wenn man alle Möglichkeiten in Betracht zieht, könnte man behaupten, dass das Nichtvorhandensein des Dokumentes vor diesem Datum nicht beweisbar wäre, der Mangel an Beweismitteln kein Beweis ist… Wahrhaftig spricht der Mangel an Beispielen eines Sen-sen-Textes, das älter als 600 v. Chr. wäre, gegen jeden direkten Kontakt zwischen Abraham und diesem Text. Andererseits ist es möglich, es so zu sehen, dass Abraham seine eigene Geschichte in mündlicher Form und diese mündliche Überlieferung autorisierte, nachdem sie weitergereicht und (ca. 600 v. Chr.) von einem Nachfolger Abrahams für erinnerungstechnische Zwecke zu einem ägyptischen Dokument bearbeitet worden war. Es ist bekannt, dass es in dieser Zeitperiode viele jüdische Kolonien in Ägypten gegeben hat.

Wenn wir also Abraham als den Autor des Buches Abraham ansehen, haben wir folgendes als mögliche Beziehungen zum Sen-Sen-Text dieses Buches:

a. Abraham schrieb den Sen-Sen-Text als eine Gedächtnisstütze.

b. Abraham benutzte den schon vorhandenen Sen-Sen-Text als Gedächtnisstütze.

c. Abraham schrieb seine Geschichte und andere verarbeiteten den Bericht zum Sen-Sen-Text und machten somit Abrahams Geschichte zu einem mündlichen Bericht.

Ein anderer Erklärungsversuch wäre, die Urheberschaft der Abrahamgeschichte, wie wir sie kennen, nicht Abraham selbst zuzuschreiben, sondern seinen späteren Nachfolgern auf der Grundlage vorher bestandener Überlieferungen in Bezug auf Abraham. Obwohl dies eine logische Möglichkeit wäre, muss man in diesem Fall die Urheberschaft des Sen-Sen-Textes (mit seinem heidnischen Inhalt) diesen Nachfolgern zuschreiben, die ihn benutzten. Zwei mögliche Beziehungen würden zu dieser Situation passen:

a. Die Nachfolger erstellten den Sen-Sen-Text für den Gebrauch als Gedächtnisstütze in Verbindung mit einem mündlichen Bericht, der von Abraham selbst weitergegeben wurde.

b. Die Nachfolger erstellten die Abrahamgeschichte auf der Grundlage mündlicher Überlieferungen, die bis zu ihnen weitergegeben wurde (und vielleicht wurden einige Aussagen Abraham zugeschrieben), und bauten sie um den bereits vorhandenen Sen-Sen-Text.

Schließlich nach Ausschöpfen der logischen Möglichkeiten, könnte man Joseph Smith als den Autoren der Abrahamgeschichte in Betracht ziehen, und zwar eher auf der Grundlage von Inspiration als auf Übersetzung. In diesem Fall wäre das Sen-Sen-Dokument ein dürftiges Stück Ägyptisch, das nie von Abraham selbst gesehen wurde, aber ein Dokument, das eine Botschaft lieferte, die als ‚Sprungbrett’ für den Geist des Propheten diente, um Inspiration für die Bedeutung der einzelnen Wörter zu finden, die er, wie wir gezeigt haben, verstanden haben muss, und die Beziehung dieser Wörter zur Geschichte Abrahams, von denen er das Gefühl hatte, dass sie damit verbunden wären. Und natürlich ist eine logische (wenn auch unwahrscheinliche) Möglichkeit eine dürftige moderne Urheberschaft.“ (Newsletter and Proceedings of the S.E.H.A., BYU, 2. Juni 1969, S. 11-12)

1970 schrieb John Tvedtnes einen Artikel, in dem er erklärte:

„Es sollte als Erstes klar gemacht werden, dass Abraham (oder wer auch immer tatsächlich den Text des Buches Abraham erstellte – wahrscheinlich in hebräischer Sprache) in aller Wahrscheinlichkeit einen schon vorhandenen ägyptischen Text benutzte… von demjenigen, der den ägyptischen Text als Gedächtnisstütze benutzte, wäre erwartet worden, dass er den hebräischen (?) Text des Buches Abraham auswendig kannte (oder wenigstens gut genug, dass die Schlüsselwörter ihn ins Bewusstsein rufen und die Lücken im Gedächtnis füllen würden).

Außerdem muss der ägyptische Text nicht die Schlüsselgedanken im mündlichen Text repräsentieren – und tatsächlich wird er ihn wahrscheinlich auch nicht repräsentieren, wenn der geschriebene Text als Gedächtnisstütze vor die Zeit des mündlichen Textes datiert wird…

Es bleiben zwei wichtige Hauptfragen zu beantworten: (1) Warum wurde der Text mündlich überliefert? (2) Wie kam Joseph Smith an den Text, wenn er tatsächlich auf keinem Dokument, das er besaß, niedergeschrieben war.

(1) Die Antwort auf die erste Frage ist einfach, dass Teile von Abrahams Bericht sich mit der Tempelzeremonie befassten (siehe Joseph Smiths Erklärungen zu Fig. 7 und 20 des Faksimile Nr. 2) und deshalb nicht schriftlich übergeben werden konnten. Zusätzlich können wir nicht sicher sein, dass der Ersteller des Textes wusste, wie man es schreibt…

Ich schlage vor, dass das Buch Abraham einfach eine solche esoterische mündliche Überlieferung war, die von den rechtschaffenen Nachkommen Abrahams mündlich weitergegeben wurde, bis sie eventuell verloren ging.

(2) Wäre dies der Fall, kämen wir zu der Frage, wie Joseph Smith in den Besitz der Geschichte Abrahams kam. Hier schlage ich vor, dass er ihn durch direkte Offenbarung oder Inspiration erhielt, möglicherweise sogar von einem himmlischen Boten, der während seiner Lebenszeit einer der Überbringer der Überlieferung war.“ (Newsletter and Proceedings of the S.E.H.A., BYU, April 1970, Seite 7-9)

Diese Aussagen zeigen deutlich, wie weit Mormonenschreiber bei ihrem Versuch gehen wollen, das Buch Abraham zu retten. Es scheint, als wollen sie lieber fast jede fantastische These vorschlagen, als die einfache Wahrheit akzeptieren, dass das Buch Abraham ein gefälschtes Werk ist. Diese neuen Theorien stehen natürlich nicht im Einklang mit Joseph Smiths Aussagen in Bezug auf den Papyrus und die Übersetzung. Joseph Smith erwähnte nie etwas über eine „Gedächtnisstütze“ oder ein „Superkryptogramm“; stattdessen erklärte er deutlich: „… Ich begann mit der Übersetzung der Schriftzeichen oder Hieroglyphen und zu unserer großen Freude fand ich heraus, dass eine der Schriftrollen die Schriften Abrahams enthielt…“ (History of the Church, Bd. 2, Seite 236)

In einer seiner Reden behauptete Joseph Smith definitiv, dass er Information durch die Übersetzung der Papyri erhielt: „Ich erfuhr es durchs Übersetzen des Papyrus, der sich in meinem Haus befindet. Ich erfuhr ein Zeugnis in Bezug auf Abraham…“ (History of the Church, Bd. 6, S. 476)

Bei noch einer anderen Gelegenheit behauptete Joseph Smith, dass das Buch Abraham „eine korrekte Übersetzung“ sei. (History of the Church, Bd. 2, Seite 351) Wenn das Buch Abraham keine Übersetzung des Papyrus ist, dann ist die Einleitung dazu, die in der Köstlichen Perle erscheint, eine falsche Darstellung, denn sie erklärt deutlich:

„VON PAPYRUSROLLEN ÜBERSETZT VON JOSEPH SMITH.

Eine Übersetzung einiger alter Urkunden, die uns aus den Katakomben Ägyptens in die Hände fielen. – Die Schriften Abrahams, das Buch Abraham genannt, das er selbst auf Papyrusrollen schrieb, als er in Ägypten war.“ (Köstliche Perle, Seite 33)


 

weiter

 

Laut Joseph Smith hat er das Buch Abraham von einer Papyrusrolle aus dem Ägyptischen übersetzt. Als die Papyri wiedergefunden wurden, war man gespannt, ob Joseph Smith tatsächlich richtig übersetzen konnte.
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