Meister aller Sprachen
Wir haben das Gefühl, dass Dr. Hugh Nibley die Kirche in eine peinliche Position gebracht hat, denn es ist unmöglich, Joseph Smith’s Egyptian Alphabet and Grammar zu verwerfen, ohne auch das Buch Abraham zu verwerfen und einen Schatten des Zweifels auf den Rest von Joseph Smiths Werk zu werfen.
Nibley behauptet jetzt, dass „Joseph Smith nie beabsichtige, Ägyptisch zu verstehen“, und dass das Buch Abraham durch Offenbarung kam. In der Ausgabe vom Winter 1968 der Brigham Young University Studies, S. 174, behauptete er, dass „Joseph Smith kein Geheimnis aus seiner Fehlbarkeit machte und behauptete, keine Sprache außer Englisch zu kennen“.
Diese Aussage ist ungefähr so weit von der Wahrheit entfernt, wie man wahrscheinlich gehen kann. Tatsächlich behauptete aber Joseph Smith, ein großer Sprachenkenner zu sein. Josiah Quincy erzählte folgendes: „Der Prophet verwies auf seine wunderbare Gabe, alle Sprachen zu verstehen, holte eine Bibel in verschiedenen Sprachen herunter, mit der Absicht seine Talente in dieser Hinsicht vorzuführen.“ (Figures of the Past, wie in Among the Mormons, S. 136, zitiert)
Josiah Quincy erzählte Henry Halkett von seinem Besuch bei Joseph Smith. Die folgende Anmerkung von Joseph Smith wurde in Halketts Notizen gefunden: „Dies sind Hieroglyphen, niemand außer ich kann sie lesen. Ich kann jede Schrift und alle Hieroglyphen lesen…“ (Wie in The Saga of the Book of Mormon, S. 257, zitiert.
In seiner “King-Follett-Ansprache” prahlte Joseph Smith mit seiner Fähigkeit, verschiedene Sprachen übersetzen zu können:
„… Ich werde über das allererste hebräische Wort in der Bibel kommentieren;… Berosheit. Ich möchte das Wort analysieren; baith, in, bei, durch, hinein, und alles andere. Rosh, das Haupt. Sheit, grammatische Endung. Als der inspirierte Mann es schrieb, setzte er das baith nicht dort hin. Ein Mann, ein Jude ohne jede Vollmacht, hielt es für zu schlecht, damit zu beginnen, über das Haupt zu reden. Es lautete zuerst: ‚Das Oberhaupt der Götter brachte die Götter hervor.“ Das ist die wahre Bedeutung dieser Worte. Baurau bezeichnet: hervorbringen. Wenn Sie es nicht glauben, dann glauben Sie nicht den gelehrten Männern Gottes. Niemand kann euch mehr beibringen als, was ich euch gesagt habe… Ich habe ein altes Buch des Neuen Testaments in Hebräisch, Latein, Deutsch und Griechisch. Ich habe das deutsche gelesen und finde, dass es das korrekteste ist,… Ich weiß mehr als die ganze Welt zusammen,… Das Wort erschaffen (create) kam von dem Wort barau; es bedeutet dies aber nicht; es bedeutet organisieren; genauso wie ein Mann ein Schiff organisieren würde… Ich habe nun ein wenig Latein gepredigt, ein wenig Hebräisch, Griechisch und Deutsch und ich kenne sie alle. – Ich bin kein so großer Dummkopf, für den mich viele gehalten haben. Die Deutschen wissen, dass ich das Deutsch richtig lese.“ (Times and Season, Bd. 5, S. 614, 615 und 617)
Bei einer anderen Gelegenheit zitierte Joseph Smith von siebzehn verschiedenen Sprachen:
„Wäre ich Chaldäer, würde ich ausrufen: Keed’nauh to-me-roon lehoam elauhayauh dey-ahemayaua veh aur’kau lau gnaubadoo, yabadoo ma-ar’gnau comeen tehoat sheamyauh allah. (So sollt ihr ihnen sagen: Die Götter, die Himmel und Erde nicht gemacht haben, werden von der Erde und von diesem Himmel vernichtet werden.)
Ein Ägypter: Su-e-eh-ni. (Welche anderen Personen sind sie?) Ein Grieche: Diabolos bsslileuei. (Der Teufel regiert). Ein Franzose: Messieurs sans Dieu. (Herren ohne Gott). Ein Türke: Ain shems. (Die Quelle des Lichts). Ein Deutscher: Sie sind unferstandig! (Welche vollendete Unwissenheit!) Ein Syrer: Zaubok! (Opfere!) Ein Spanier: Il sabio muda conscio, il nescio no. (Ein weiser Mann denkt nach, ein Narr nicht. Ein Samariter: Saunau! (Oh Fremder!) Ein Italiener: Oh tempa! Oh diffidanza! (Oh Zeiten! Oh Mangel!) Ein Hebräer: Ahtau ail rauey. (Du Gott siehst mich.) Ein Däne: Hvad tidende! (Welche Neuigkeiten!) Ein Sachse: Hwaet riht! (Welches Recht!) Ein Schwede: Hvad skilia! (Welche Fähigkeit!) Ein Pole: Nay-yen-shoo bah pon na Jesu Christus. (Gesegnet sei der Name Jesu Christi). Ein Westindianer: She-mo-kah she-mo-keh teh ough-ne-gah. (Der weiße Mann. Oh der weiße Mann, er ist sehr unsicher.) Ein Römer: Procul, O Procul este profani! (Verschwindet, verschwindet ihr Gottlosen!) Aber so wie ich bin, will ich nur hinzufügen: Wenn die Bösen regieren, wird das Volk trauern.“ (The Voice of Truth (1844), S. 16-17, wie in No Man Knows My History, von Fawn M. Brodie, S. 292, zitiert)
Dr. James Clark von der Brigham-Young-Universität betont: „Joseph Smith war kein dilettanter Übersetzer.“ (The Story of the Pearl of Great Price, S. 102)
Dr. Nibley behauptet, dass Joseph Smiths Egyptian Alphabet and Grammar „nie vervollständigt wurde, nie für die Veröffentlichung freigegeben wurde, so weit wir es herausfinden konnten wurde es nicht einmal in der Öffentlichkeit erwähnt“. (Improvement Era, März 1968, S. 18) Tatsächlich schien Joseph Smith sein „Egyptian Alphabet and Grammar“ sehr ernst zu nehmen. Der Leser wird sich erinnern, dass er folgende Erklärung in der History of the Church, Bd. 2, S. 238) abgab: „Den Rest des Monats [Juli 1835] war ich fortwährend mit der Übersetzung eines Alphabets für das Buch Abraham beschäftigt und eine Grammatik der ägyptischen Sprache, wie sie von den Alten angewendet wurde, zusammenzustellen.“
Am 1. Oktober 1835 finden wir Joseph Smith immer noch bei der Arbeit am „Egyptian Alphabet and Grammar“ vor: „1. Oktober – Heute Nachmittag arbeitete ich am ägyptischen Alphabet,… und während der Nachforschung eröffneten sich die Grundsätze der Astronomie, wie sie von Vater Abraham und den Alten verstanden wurden, unserem Verständnis,…“ (History of the Church, Bd. 2, S. 286)
Joseph Smith verwendete öffentlich Material aus dem „Egyptian Alphabet“. Der Leser wird sich erinnern, als Smith siebzehn verschiedene Sprachen zitierte, dass eine von ihnen die ägyptische Sprache war: „Ein Ägypter: Su-e-eh-ni. (Welche andere Personen sind sie?)
Am 13. November 1843 schrieb Joseph Smith einen Brief, indem er erklärte: „Wäre ich ein Ägypter, würde ich ausrufen: Jah-oh-eh, Enish-go-on-dosh, Flo-ees-Flos-is-is; [Oh die Erde! Die Macht der Anziehungskraft, und der Mond bewegt sich zwischen ihr und der Sonne.]“ (Times and Seasons, Bd. 4, S. 373) Joseph Smith nahm diese Information aus seinem „Egyptian Alphabet and Grammar“, S. 29 und 30:
„Jah-oh-eh: Die Erde unter der Regierung eines anderen oder dem zweiten Fixstern, der Enish-go-on-dosh oder in anderen Worten: die Macht der Anziehungskraft, die er auf die Erde hat.
Flo-ees: Der Mond - der ihre Umdrehungen kundgibt und auch dazwischentritt, und somit eine Finsternis zu Stande bringt.
Flos-isis: Die Sonne mit ihrer Verwandtschaft zur Erde und zum Mond, der ihre Umdrehungen kundgibt und ihre Macht zeigt, die sie miteinander haben.“
Das Problem geht in seinen Reden noch viel tiefer als Joseph Smiths Zitate aus seinem „Egyptian Alphabet and Grammar“, denn wenn wir das Buch Abraham untersuchen, finden wir heraus, dass Joseph Smith tatsächlich einiges von dem Material aus seinem „Egyptian Alphabet“ verwendete. Zum Beispiel erklärte er in seiner Auslegung zu Faksimile Nr. 2:
„Fig 1. Kolob, was die erste Schöpfung bedeutet, der himmlischen oder Wohnung Gottes am nächsten. Zuerst in der Regierung, zuletzt bezüglich der Zeitrechnung. Die Berechnung ist nach der himmlischen Zeit, in der ein Tag eine Elle bedeutet. Ein Tag auf Kolob ist gleich tausend Jahren nach der Zeitrechnung dieser Erde, die von den Ägyptern Jah-oh-eh genannt wird. (Köstliche Perle, Buch Abraham, Faksimile Nr. 2, Fig. 1)
Wenn wir es mit Joseph Smith’s Egyptian Alphabet and Grammar vergleichen, finden wir heraus, dass es die Quelle für die Aussage in der Erklärung zu Faksimile Nr. 2 ist.
„Kolob bedeutet die erste Schöpfung, näher an der celestialen oder der Wohnung Gottes, zuerst in der Regierung, zuletzt bezüglich der Zeitrechnung, die Zeitrechnung entsprechend der celistialen Zeit, in der ein Tag eine Elle bedeutet, wobei der Tag tausend Jahren gemäß der Zeitrechnung dieser Erde oder Jah-oh-eh entspricht.“
In seiner Auslegung von Faksimile Nr. 2, Fig. 5, gebraucht Joseph Smith die Worte „Enish-go-on-dosh“, „Kae-e-van-rash“. „Floseese“ und „Kli-flos-is-es“. Dies sind alles Worte, die dem „Egyptian Alphabet and Grammar“ entnommen wurden. Richard P. Howard, Kirchengeschichtsschreiber für die Reorganisierte HLT-Kirche macht folgende Bemerkungen in Bezug auf diese Sache:
„Deshalb mussten seit 1912 ernsthafte Studenten dieses Themas die Wahrscheinlichkeit in Betracht ziehen, dass Joseph Smith sich in vielen bedeutenden Punkten in seiner Auslegung der Zeichnungen auf den Papyri irrte, von denen offensichtlich ein Teil für den Buch-Abraham-Text selbst benutzt wurde. Die Folgerung daraus ist, dass es, wenn Joseph Smith sich bei der Festlegung der Bedeutung der Papyrizeichnungen irrte, eine große Wahrscheinlichkeit gibt, dass seine Auslegungen der ägyptischen Sprachsymbole auf den Papyri ebenfalls falsch wären.
Eine zweite Entwicklung unterstreicht diese Möglichkeit: Die Veröffentlichung von 1966 einer Reproduktion von einem Dokument, das als Joseph Smiths ‚Grammar and Alphabet of the Egyptian Language’ bekannt ist… Diese Reproduktion, falls sie von einem echten Original stammt, zeigt bedeutsame Verbindungen zwischen einigen Worten darin und identischen Worten, die von Joseph Smith bei seiner Auslegung verwendet wurden, die die drei Faksimiles, wie 1842 veröffentlicht, begleiten. Daraus folgt, wenn moderne Ägyptologen die Ungenauigkeit von Joseph Smiths Auslegungen der drei Faksimiles deutlich nachgewiesen haben oder noch nachweisen könnten, und wenn weitere Forschungsarbeit die Verknüpfung bestätigt, die wir schon zwischen Josephs Faksimile-Auslegungen und seinem ‚Grammar and Alphabet of the Egyptian Language’ bemerkt haben, dass dann die Zuverlässigkeit des Buches Abraham als eine Übersetzung von alten Berichten nicht länger sicher unterstützt werden kann.“ (Dialogue: A Journal of Mormon Thought, Sommer 1968, Seite 91)
Obwohl Dr. Nibley sein Bestes tut, um Joseph Smith vom „Egyptian Alphabet and Grammar“ abzutrennen, zeigen die Beweise, dass er verantwortlich bleiben muss. Wie wir schon gezeigt haben, hat der Mormonen-Ägyptologe Edward H. Ashment das Gefühl, dass der Beweis zeigt, dass „der Prophet eine sichere Verbindung zur Erstellung der ägyptischen Papiere Joseph Smiths hat. Deshalb, obwohl eine Verstrickung seinerseits mit ihnen schon diskutiert worden ist, führen gedankenvolle Nachuntersuchungen der Beweise zur Schlussfolgerung, dass der Prophet mit dem ganzen Projekt verwickelt war.“ (Sunstone, Dezember 1979, Seite 42)
Der verheerendste Beweis gegen das Buch Abraham wird natürlich in den Buch-Abraham-Manuskripten gefunden, die in der Sammlung von Dokumenten enthalten sind, die als „Egyptian Alphabet and Grammar“ bekannt ist. Da wir schon vorher diese Manuskripte diskutiert haben, brauchen wir nicht weiter auf dieses Thema einzugehen.
Aus den Beweisen, die wir oben vorgestellt haben, wird der Leser sehen, dass es unmöglich ist, Joseph Smiths „Egyptian Alphabet and Grammar“ von seinem Buch Abraham abzutrennen. Sie müssen zusammen stehen oder fallen.
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