Mehr über den Gott Min
Auf Seite F-5 von What Mormonism Isn’t gibt Ian Barber zu, dass der Gott, der in Faksimile Nr. 2, Figur 1, gezeigt wird eine „ithyphallische Gottheit“ ist:
„Der sitzende Gott Min in Figur 7 (Joseph Smith: ‚Gott, auf seinem Thron sitzend.’ ), der durch die Himmel ‚Schlüsselwörter des Priestertums’ (durch das Udjat-Auge repräsentiert, wie ich vorgeschlagen habe) offenbart, ist eine ithyphallische Gottheit. Die Tanners nennen dies eine ‚pornographische Darstellung’ und merken an, dass es ‚kaum zu glauben ist, dass Abraham eine obszöne Abbildung von Gott zeichnen würde’ (Answering Dr. Clandestine, S. 19-20). Wie eine sorgfältige Analyse von Josephs Erklärungen zu Faksimile 2 aber gezeigt hat, erscheint dies nicht als Abrahams Werk, sondern eher als das, ‚wie gesagt wurde, von den Ägyptern’ mit den Figuren, die ‚geschaffen wurden, um Gott’ gemäß ihrem einzigartigen Verständnis ‚zu repräsentieren’. Die Ägypter verstanden die rituelle Darstellung des Phallus nicht als obszön, sondern eher als symbolisch für die göttlichen, regenerativen Kräfte, und er wurde sogar gelegentlich respektvoll mumifiziert. Die Tanners haben Recht, wenn sie andeuten, dass solch eine Hervorhebung in unserer zeitgenössischen, westlichen Kultur unpassend wäre und dass die eindeutige Darstellung das Empfinden der Mormonen verletzt hätte, ist durch die Tatsache erwiesen, dass der Phallus aus etlichen Druckversionen der Köstlichen Perle, einschließlich der heutigen Version, entfernt worden ist. Auf jeden Fall ist dies deutlich das Werk von jemand mit einem ägyptischen Verständnis, der versuchte Abrahams astronomische/theologische Wahrheiten mit der höchst eigenen ägyptischen Gottheit abzustimmen und nicht Abraham eine Schuld zuzuweisen.“
Wir haben nicht das Gefühl, dass dieses Faksimile vom Buch Abraham abgetrennt werden kann. Die Überschrift darüber lautet, wie es in der Köstlichen Perle, Buch Abraham, S. 34, abgedruckt ist, wie folgt: „FAKSIMILE AUS DEM BUCH ABRAHAM“.
In seinem neuen Buch Abraham in Egypt hat Hugh Nibley einige interessante Kommentare in Bezug auf den Gott Min abgegeben:
„Als das oberste Sexsymbol von Göttern und Menschen tritt Min mit schockierender Promiskuität auf, die kaum von ihrem rituellen Wesen gemildert wird… Aber seine Promiskuität ging weit darüber hinaus. ‚Die Ägypter’, schrieb Plutarch, ‚sind es gewöhnt, Horus ‚Min’ anzurufen und meinen sichtbar’, und bezog sich auf das Symbol der Reproduktion, das öffentlich bei seinen Festen zur Schau gestellt wurde… Die Griechen identifizierten ihn mit dem lüsternen Pan… Seine Pflanzen waren Lust anregend… und er wird überall dargestellt als einer, der sich an blutschänderischen Beziehungen mit Mitgliedern seiner direkten Familie frönt; er hatte das zahlreichste und verschiedenartigste, religiöse Gefolge aller Götter, das meistens aus seinem riesigen Harem bestand…“ (Abraham in Egypt, Seite 210)
Dass Joseph Smith diese Person in Faksimile Nr. 2 als „Gott, auf seinem Thron sitzend“ identifizierte, zeigt einen vollkommenen Mangel an Inspiration. Der Leser wird sich erinnern, dass die Hieroglyphen, die auf dem Originalpapyrus erscheinen, der als Faksimile Nr. 1 abgedruckt wurde, „Min, Bulle seiner Mutter“ erwähnen (Dialogue: A Journal of Mormon Thought, Herbst 1968, Seite 116). Dr. Nibley hat nie gewagt, diese Hieroglyphen zu übersetzen, aber auf Seite 211 seines neuen Buches spricht er von Mins Titel „Bulle seiner Mutter“:
„Die Riten des Min waren geheim und der Oberpriester war ‚der Direktor der Mysterien des Gottes in seiner Rolle als Kamutef’, buchstäblich der Bulle Seiner Mutter… Seine speziellen Bullen-Titel bezeichnen immer seine zu intimen Beziehungen mit seiner Mutter… Denn er ist das himmlische Tier, der unbezähmbare, zügellose Bulle, der für alles bereit ist. In dieser Hinsicht ist er der Doppelgänger von Seth,… Ihr auffallender Wesenszug ist, wie Te Velde es beschreibt, ihr beharrliches ‚Überschreiten der Grenzen’ der Diskretion und Moral, vollkommen unbeherrscht in ihrem Appetit und ihren Leidenschaften…
Die Peitsche, die Min-Abbilder mit erhobenem Arm halten, wird immer als Fruchtbarkeitssymbol angesehen… einige Ägyptologen haben behauptet, dass sie andeutet, dass Min seine Mutter mit roher Gewalt nahm, wodurch er die matriarchalische Herrschaft des Landes durch Gewalt und Inzucht an sich riss – eine Überlieferung, die auch mit Ham und Nimrod in Bezug auf Brutalität und grober Unmoral in Verbindung gebracht wird… Was dazu führte, dass sein gewöhnlichster Beiname Ka-mu-tef, ‚Bulle seiner Mutter’, war, der Titel, mit dem der jugendliche Thronfolger zur Krönung schritt, kraft dessen bestieg er den Thron mit der Billigung seiner Mutter und als ihr Verfechter.“
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