Der Wahrheit ins Gesicht sehen

Nachdem wir Grant Hewards Werk über die Papyri im Salt Lake Messenger veröffentlicht hatten, erhielten wir einen Brief, in dem folgendes erwähnt wird:

"Ich habe ihre Artikel gelesen und trotz all dem, was sie sagten, bezeuge ich, dass ich weiß, dass das Buch Abraham das Wort Gottes ist. Wenn ich Präsident McKay wäre, würde ich veranlassen, dass Grant S. Heward ermordet würde."

In einem Brief vom 20. Juli 1968 erklärte derselbe Mann: "Gott weiß, dass ich nicht wirklich die Ermordung Mr. Hewards wünsche." Stattdessen hatte er eine andere Lösung. Er hatte das Gefühl, dass der Präsident der Kirche die Vernichtung des Papyrus anordnen sollte: "Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass das gefundene Manuskript nicht das Manuskript ist, das Joseph Smith benutzt hatte. Ich glaube, es ist eine Fälschung, um die Kirche zu zwingen, den Negern das Priestertum zu geben. Wenn ich Präsident McKay wäre, würde ich das Manuskript vernichten lassen."

Wir haben nicht den Eindruck, dass dieser Mann für das Mormonenvolk typisch ist. In der Tat zeigen seine Briefe den Beweis, dass er keine gut ausgerichtete Person ist. Dennoch ist sein Denken in Bezug auf das Buch Abraham in gewisser Hinsicht dem vieler anderer Mormonen ähnlich. Sie würden nicht so weit gehen, dass sie vorschlagen, dass der Papyrus oder Grant Heward vernichtet werden sollten, aber sie haben das Gefühl, dass das Buch Abraham das "Wort Gottes" ist und dass jeder gegenteilige Beweis ignoriert werden muss. Einige Vorschläge von Dr. Nibley in Bezug auf diese Angelegenheit sind fast genauso lächerlich wie der Gedanke, dass der Papyrus eine "Fälschung" ist.

Der Mormonenschreiber Klaus Hansen machte folgende Bemerkungen in einem Artikel, der in Dialogue: A Journal of Mormon Thought, Sommer 1970, S. 110 veröffentlicht wurde:

"Zum Beispiel für einen professionellen Historiker kann die kürzlich erstellte Übersetzung der Joseph-Smith-Papyri möglicherweise die niederschmetterndste Sache gegen den Mormonismus seit seiner Gründung darstellen. Doch die eventuell vorhandenen Mächte im Kirchengeschichtsschreiberbüro sollten sich mit der Tatsache trösten, dass der fast vollkommene Mangel an Reaktion auf diese Übersetzung ein unheimlicher Beweis für Frank Kermodes Beobachtung ist, dass selbst die verheerendste Form der Entlarvung keinerlei Auswirkung auf treue Gläubige hat. Vielleicht eine sogar erwähnenswerte Reaktion kommt von den 'liberalen' oder kulturellen Mormonen. Nach der Joseph-Smith-Papyri-Affäre hätte man sehr wohl einen Massenexodus dieses Volkes aus der Kirche erwarten können. Doch nichts Derartiges geschah. Wieso? Weil die kulturellen Mormonen in erster Linie nicht an die historische Echtheit der mormonischen Schriften glauben. Somit gibt es auch keinen Glauben, der genommen werden kann."

Marvin S. Hill, der Geschichte an der Brigham-Young-Universität lehrt, scheint den Eindruck zu haben, dass die Kirche den Angriff auf das Buch Abraham überleben kann, indem sie sich auf die Tatsache beruft, dass sie zur gegenwärtigen Zeit durch Offenbarung geführt wird:

"Während die Mormonen ihre heiligen Bücher verehren ... kommt das letzte Wort nicht aus irgendeiner Schriftstelle, sondern von den lebenden Orakeln. Die Heiligen hängen mehr an den Worten ihrer Propheten als an der Gesamtheit ihres geschriebenen Gesetzes. Dies ist ein Grund, warum es ihnen kaum etwas ausmacht, wenn man ihnen sagt, dass einige der göttlichen Bücher geändert worden sind oder dass sogar die anerkannte Anschauung über den Ursprung eines ihrer Bücher überholt werden müsste ... Die Fehler von gestern und die Überarbeitungen erscheinen unbedeutend, wenn man sie mit dem Vorteil sozialer Stabilität vergleicht, die aus dem Warten auf das Wort des Herrn entspringt." (Dialogue: A Journal of Mormon Thought, Herbst 1970, S. 96)

Unsere Beobachtungen führen uns zu dem Glauben, dass es eine wachsende Anzahl von Mormonen gibt, die das Buch Abraham verwerfen. Grant Heward war einer der ersten, der seine Echtheit offen angriff, und wegen dieses Angriffs wurde er von den Kirchenführern vorgeladen, um wegen „des Verbreitens von Literatur, die den Wert der Übersetzung eines Standardwerks der Kirche in Frage stellt“, vor Gericht zu stehen. (Brief vom 14. Juni 1967). Er wurde am 21. Juni 1967 aus der Kirche ausgeschlossen.

Naomi Woodbury, eine weitere Mormonin, die Ägyptologie studiert hat, ist ebenfalls gegen die Göttlichkeit des Buches Abraham hervorgetreten. In einem Brief, der in Dialogue: A Journal of Mormon Thought, Herbst 1968, S. 8 veröffentlicht wurde, machte sie folgende Bemerkungen:

"Ich selbst studierte ägyptische Hieroglyphen an der UCLA vor einigen Jahren, in der Hoffnung einige Probleme im Zusammenhang mit dem 'Buch Abraham' zugunsten Joseph Smiths lösen zu können. Unglücklicherweise sobald ich die Sprache gut genug gelernt hatte, um ein Wörterbuch zu benutzen, war ich gezwungen, zu dem Schluss zu kommen, dass Joseph Smiths Übersetzung falsch war, so aufrichtig sie auch gewesen sein mochte. Faksimile Nr. 2 in der Köstlichen Perle enthielt genügend lesbare Schrift, um mich zu überzeugen, dass es rein ägyptische Bedeutung hatte. Dies war für mich eine Enttäuschung, aber diese Entdeckung hat mir mehr Zeit gegeben, mein Denken über Joseph Smith und das Buch Abraham neu zu ordnen, als die meisten ihrer Leser je haben werden. Mein Glaube an die Kirche beruht auf persönliche Gefühle, aber er muss ebenso für die historischen Tatsachen Platz machen.

Nach dem Erscheinen der Fotographien von den Papyri ... machte ich einen Versuch das 'Buch der Atemzüge' zu übersetzen, und zwar mit Hilfe ... eines Buches, das einen ziemlich guten Text über das 'Buch der Atemzüge' enthielt ... Es gehört zu der Art Literatur, die für die Christenheit und für unsere Kirche fremd ist ...

Wir wollen nicht aus den Augen verlieren, was - wie ich glaube - die Hauptbedeutung des Papyrifundes ist. Es kann uns von dem Dilemma des Ausschließens der Neger vom Priestertum befreien. Vielleicht beabsichtigte unser Vater im Himmel das Ans-Licht-Kommen der Papyri zur jetzigen Zeit eben aus diesem Grund."

Die Wiederentdeckung der Papyri war wahrscheinlich einer der wichtigsten Faktoren, die Thomas Stuart Ferguson veranlassten, seinen Glauben an Joseph Smiths Werk zu verlieren. Wie wir schon vorher aufgezeigt haben, widmete Thomas Stuart Ferguson einen großen Teil seines Lebens dem Versuch, das Buch Mormon durch Archäologie zu beweisen, und er ist vom Mormonenvolk als ein großer Verteidiger des Glaubens anerkannt. Er ist der Gründer der New World Archaeological Foundation und er hat viele Artikel und Bücher geschrieben, um die Kirchenposition zu verteidigen.

Als die Papyri gerade entdeckt wurden, unterzog Thomas Stuart Ferguson sie einem Test. Im Newsletter and Proceedings of the Society For Early Historic Archaeology, Brigham-Young-Universität, 1. März 1968, finden wir folgendes:

"Thomas Stuart Ferguson, ein Rechtsanwalt in Orinda, Kalifornien, und gelegentlich Generalbeamter der SEHA hat folgendes am 28. Dezember geschrieben:

'Gestern verbrachte ich anderthalb Stunden mit Professor Emeritus Henry Lutz, einem Ägyptologen der Universität von Kalifornien ... Auf meine Bitte hin schaute er auf die ägyptischen Glyphen, die im Metropolitan Museum of Arts in New York City gefunden wurden, wie sie in der Kirchenrubrik der Deseret News in der ersten Dezemberwoche veröffentlicht wurden. Ich schnitt es aus der Zeitung aus und er hatte keine Kenntnis darüber, woher sie kämen oder dass sie irgendeine Bedeutung für das HLT-Volk hätten. Er gab mir seine vollkommen offene und ehrliche Meinung, dass alles aus dem Totenbuch stammt.'"

Am 12. November 1968 schrieb uns Thomas Stuart Ferguson einen Brief, in dem er sagte: "Sie tun eine große Sache, in dem Sie etwas Wahrheit über das Buch Abraham herauszubringen." Am 2. Dez. 1970 stattete er uns einen Besuch ab und erzählte uns unter anderem, dass er das Buch Abraham aufgegeben hätte.

Es scheint so, als habe Thomas Stuart Ferguson, nachdem er Professor Lutz die aus der Deseret News ausgeschnittenen Fotographien gezeigt hatte, vergrößerte Fotographien der Papyri erhalten. Er zog sowohl Prof. Lutz als auch Prof. Lesko von der Universität von Kalifornien zu rate. Beide Ägyptologen stimmten zu, dass der "Sensen"-Text das Buch der Atemzüge wäre, das für einen Mann namens Hor angefertigt wurde. Auf Grund von Fergusons Untersuchung von Joseph Smiths Egyptian Alphabet and Grammar kam er zu der Überzeugung, dass der Sensen-Text derjenige war, den Joseph Smith benutzte, um das Buch Abraham zu erstellen. Somit kam er zum Schluss, dass das Buch Abraham gefälscht wäre.

Thomas Stuart Ferguson hatte das Gefühl, dass Dr. Nibleys Artikel über die Papyri wertlos wären, weil Nibley nicht den Mut hätte, der wirklichen Frage, ob Joseph Smith Ägyptisch übersetzen konnte, ins Gesicht zu sehen.


 

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Laut Joseph Smith hat er das Buch Abraham von einer Papyrusrolle aus dem Ägyptischen übersetzt. Als die Papyri wiedergefunden wurden, war man gespannt, ob Joseph Smith tatsächlich richtig übersetzen konnte.
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