Das kritische Glied
(übersetzt von Manfred Trzoska)
Der Videoclip
Joseph Smith hatte seine Übersetzung der Originalpapyri seinen Schreibern in den 1830ern diktiert.
Es wäre wichtig herauszufinden, ob die Papyri, die in den 1960ern gefunden wurden, dieselben waren, die Joseph Smith während des Vorgangs benutzte. Der erste Anhaltspunkt war der offensichtlichste.
Ein zerrissenes Bild, das in einem der Fragmente gefunden wurde, passte genau mit einem vertrauten Bild am Anfang des Buches Abraham zusammen.
Tatsächlich schienen die Risse im Original exakt mit dem Verlauf der Zeichnung im Buch Abraham überein zu stimmen.
Dr. Lanny D. Bell:
„Wenn man den modernen Zustand des Papyrus hat oder die Fotographien, wie auch immer, und vergleicht sie mit Faksimile Nr. 1, dann kann man sehen, wo Faksimile Nr. 1 beginnt, ägyptisch unlogisch zu werden, oder unerwartet, von einem ägyptischen, logischen Standpunkt her gesehen.
Es ist sehr offensichtlich, dass die gegenwärtige Bruchstelle in der Struktur des Papyrus… und von diesem Standpunkt aus gesehen, gibt es jeden Grund zu glauben, dass der gegenwärtige Zustand des Papyrus selbst genauso ist, wie zur Zeit Joseph Smiths.“
Dr. Robert Ritner:
„Wenn Sie ein Gemälde von der Madonna und dem Kind nehmen, und von beiden Figuren die Köpfe abreißen und Sie mit den Köpfen von einem Hund und einer Katze ersetzen, so könnte man sicher sagen, dass es ebenso falsch wäre, einen Schakalskopf mit einem Menschenkopf auf diesem ägyptischen Bild zu ersetzen,
weil wir wissen, wie es eigentlich aussehen müsste. Auf die gleiche Weise wissen wir, dass diese Figur nie und unter keinen Umständen ein Messer in der Hand halten würde. Und das ist für den Text selbst kritisch, denn es ist nicht nur eine Dekoration für den Text, es betrifft das Herz dieser angeblichen Geschichte, die es begleitet. Nimmt man das Messer weg, nimmt man ebenso die Geschichte weg, und das Messer hat eindeutig keinen Grund, dort zu sein.“
Das Buch Abraham selbst erwähnt, dass diese Szene am Anfang des Berichtes erschien, in anderen Worten: am Anfang der Schriftrolle.
Ägyptisch wird von rechts nach links gelesen.
Und Joseph Smith, der damals gerade Hebräisch studierte, das man ebenfalls von rechts nach links liest, muss zu folgendem Schluss gekommen sein: Es scheint sicher, dass dieses Stück der Anfang der Schriftrolle war, die Joseph Smith verwendete. Dann eine weitere Entdeckung:
Eine Abfolge von Schriftzeichen auf einem zweiten Papyrusstück passte genau mit einer Kette von Schriftzeichen zusammen, die in der linken Spalte des Übersetzungsmanuskripts geschrieben waren.
Es scheint, dass auf Josephs Anweisung seine Schreiber diese Schriftzeichen vom Papyrus abkopierten, eines nach dem anderen. Joseph diktierte dann die Bedeutung oder Übersetzung jedes Schriftzeichens, oft ganze Verse von einem einzigen hieratischen Schriftzeichen.
Als Dr. Klaus Baer, Professor für Ägyptologie an der Universität von Chicago, die Papyrusfragmente untersuchte, fand er heraus, dass dieses selbe Stück einmal mit dem Stück von Faksimile Nr. 1 verbunden war.
Die Fasern und Kanten passten genau zusammen. Ein drittes Stück wurde gefunden, das den Namen „Horus“ aufwies, der Mann, für den die Schriftrolle bereitet wurde.
Und obwohl das Original von Faksimile Nr. 3 nie gefunden wurde, erwähnte es ebenfalls den Namen „Horus“.
Zusammen bilden diese vier Stücke tatsächlich die gesamte Schriftrolle in ihrer ursprünglichen Form. Endlich konnten Gelehrte die Bedingungen erfüllen, die schon längst von John Henry Evens 1913 theoretisch aufgestellt worden waren.
Nun beruht die Kritik am Buch Abraham nicht mehr allein auf den Faksimiles. Nun können Ägyptologen die Papyri selbst lesen und sehen ob sie den Versuch eines bösen Priesters enthalten, Abraham auf einem Altar zu opfern, oder einen Bericht über die Erschaffung einer Mannigfaltigkeit von Göttern. 2001 wurde Dr. Robert Ritner, ein Mitprofessor der Ägyptologie der Universität von Chicago, beauftragt, eine komplette Übersetzung der Buch-Abraham-Schriftrolle anzufertigen. Was dieses Dokument wirklich darstellt, ist ein ausgedehntes Gebet für einen verstorbenen ägyptischen Priester, das wahrscheinlich mit dem Anrufen des Gottes der Mumifizierung beginnt - sicherlich mit einem Bild des Gottes der Mumifizierung - um die Fortführung seiner Existenz sicher zu stellen, d. h. die weitergehende Existenz des Priesters in der nächsten Welt sicher zu stellen.
Und darauf folgen Serien von Erklärungen, wie: ‚O, geliebter Horus, mögest du wandeln, wie du es zu Lebzeiten getan hast, mögen deine Ohren funktionieren, mögen deine Augen funktionieren, mögen die Götter dich empfangen.’ Lange Serien solcher Gebete, die im Wesentlichen sicherstellen sollen, dass der tote Priester im Tod ebenso wie im Leben funktioniert, als Teil einer Gesellschaft der antiken, ägyptischen Götter. Abraham wird nicht EINMAL erwähnt.“
Dr. Lanny D. Bell:
„Aus Beweisen, die wir heute haben, kann man mit Sicherheit sagen, dass Joseph Smith das Buch Abraham oder das Buch Joseph nicht in Form dieser Papyri vor sich hatte, weil sie keine Beziehung zum Inhalt der Geschichte oder zu seiner Übersetzung aufweisen.“
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