Das Buch der Atemzüge

Im Salt Lake City Messenger für März 1968 erklärten wir, dass Grant Heward den Eindruck hatte, dass das Papyrusfragment, das Joseph Smith als Grundlage für sein „Buch Abraham“ benutzte, in Wirklichkeit ein Teil des ägyptischen „Buches der Atemzüge“ war. Diese Identifizierung ist von mehreren prominenten Ägyptologen bestätigt worden.

Um zu verstehen, was es mit dem “Buch der Atemzüge” auf sich hat, müssen wir etwas Kenntnis vom ägyptischen „Totenbuch“ haben. E. A. Wallis Budge, der Konservator der ägyptischen und assyrischen Antiquitäten am British Museum war, erklärte:

„Von Anfang bis Ende wird im ganzen Totenbuch außer den Königen Semti und Men-Kau Ra, und… der Sohn des Khofu, der Name keines Menschen als Autor oder Revisor von irgendeinem Teil davon erwähnt. Bestimmte Kapitel mögen den Einfluss des Kultes einer bestimmten Stadt oder von Städten zeigen, aber das Totenbuch kann nicht als das Werk eines Mannes oder einer Gruppe von Männern betrachtet werden,… der Glaube vieler Menschen und Zeiträume ist darin gesammelt. Als Ganzes wurde das Totenbuch als das Werk des Gottes Thoth, des Schreibers der Götter, angesehen… im Buch der Atemzüge in einer Anrede an den Toten heißt es: ‚Thoth, der mächtigste Gott, der Herr von Khemennu (Hermopolis) kommt zu dir und er schreibt für dich das Buch der Atemzüge mit seinen eigenen Fingern’. Kopien des Totenbuches und Arbeiten ähnlicher Natur wurden entweder mit dem Verstorbenen in den Sarg oder an irgendeinen Teil der Begräbnishalle oder der Mumienkammer gelegt, gewöhnlich in eine Nische, die für diesen Zweck herausgearbeitet wurde. Manchmal wurde der Papyrus lose in den Sarg gelegt, aber häufiger wurde er zwischen die Beine des Verstorbenen platziert,… bevor das Einwickeln der Mumie stattfand.“ (The Book of the Dead, An English Translation of the Chapters, Hymns, Etc., Of The Theban Recension, With Introduction, Notes, Etc., London, 1901, Bd. 1, S. 50-51 der Einführung.)

Der Ägyptologe James Henry Breasted sagte: „Die magischen Formeln, durch die der Tote im Jenseits triumphieren sollte, wurden immer zahlreicher, so dass es nicht mehr möglich war, sie auf der Innenseite des Sarges aufzuzeichnen, sondern sie mussten auf Papyrus aufgeschrieben und die Rolle im Grab platziert werden… das ‚Totenbuch’ begann Form anzunehmen. Alles wurde von Magie beherrscht; durch diese allmächtigen Mittel, könnte der Tote alles bewirken, was er wünschte.“ (A History of Egypt, New York, 1967, Seite 205-206)

In seinem Buch Developement for Religion and Thought in Ancient Egypt, New York, 1969, S. 282-282, gibt Breasted folgende Information:

“Eine Tendenz, die später im Totenbuch voll zur Geltung kam, ist schon die vorherrschende Tendenz in diesen Sargtexten. Sie betrifft das Jenseits als einen Ort von zahllosen Gefahren und schweren Prüfungen,… Die Waffe, die verfügbar war, und das sicherste Verteidigungsmittel für den Verstorbenen war eine gewisse magische Wirksamkeit, gewöhnlich ein Zauber, der im kritischen Augenblick ausgesprochen werden sollte… Deshalb gab es ein Kapitel ‚Wie wird man ein Magier’, das an die Erhabenen gerichtet war, die sich in der Gegenwart von Atum, dem Sonnengott, befinden.“

Auf den Seiten 293-296 desselben Buches gibt James Henry Breasted folgende Kommentare ab:

„Es gab kostbare und prächtige Rollen, sechzig bis achtzig Fuß lang und sie enthielten von fünfundsiebzig bis etwa einhundertfünfundzwanzig bis –dreißig Kapitel… das Totenbuch selbst, als Ganzes, ist nur eine weitreichende und komplexe Illustration der zunehmenden Abhängigkeit von Magie im Jenseits… Neben vielen Zaubern, die den Toten befähigten, die Welt des Jenseits zu erreichen, gab es solche, die ihn davor bewahrten, seinen Mund, seinen Kopf, sein Herz zu verlieren, und andere, die in befähigten, sich an seinen Namen zu erinnern, zu atmen, zu essen, zu trinken, zu vermeiden, seine eigene Fäule zu essen, sein Trinkwasser davor zu bewahren, sich in Flammen zu verwandeln, Finsternis in Licht zu verwandeln, alle Schlangen und andere feindliche Ungeheuer abzuwehren, und viele andere. Auch die wünschenswerten Verwandlungen hatten nun zugenommen und ein kurzes Kapitel könnte in jedem einzelnen Fall den Toten befähigen, die Form eines Falken aus Gold, eines göttlichen Falken, einer Lilie, eines Phoenix, eines Reihers, einer Schwalbe, einer Schlange, die „Sohn der Erde“ genannt wurde, eines Krokodils, eines Gottes anzunehmen, und als bestes von allem gab es ein Kapitel, das so mächtig war, dass durch seinen Gebrauch ein Mann jede Gestalt annehmen könnte, die er wünschte… Es die Bibel der Ägypter zu nennen, hieße also, die Funktion und den Inhalt dieser Rollen misszuverstehen.“

Auf Seite 308 erzählt uns Breasted, dass das „Totenbuch hauptsächlich ein Buch von magischen Zaubern ist“. Diejenigen, die das „Totenbuch“ studiert haben, wissen, dass es von einem sehr abergläubischen Volk geschrieben wurde und es unterscheidet sich sehr von der Religion, die in der Bibel gelehrt wird. Mormonenschreiber haben zugegeben, dass dies der Fall ist. Auf Seite 9 von News Letter and Proceedings of the Society for Early Historic Archaeology, Brigham-Young-Universität, 1. März 1968, finden wir folgende Aussage:

“Das Totenbuch ist eine Sammlung von alten ägyptischen Bestattungstexten, die aus Zaubersprüchen und Beschwörungen bestehen, und sie werden so verstanden, dass sie der Seele des Verschiedenen auf seiner gefahrvollen Reise durch die Unterwelt helfen sollten. Es wäre somit vermutlich heidnisch im Geist und hätte nichts mit einem Schriftstück zu tun, das Abraham geschrieben hätte.“

Das „Buch der Atemzüge“ ist ein Ableger des ägyptischen „Totenbuches“. Es erschien erst in den späteren Abschnitten der ägyptischen Geschichte – gerade einige Jahrhunderte vor der Zeit Christi. E. A. Wallis Budge liefert folgende Information über das „Buch der Atemzüge“:

„Das „Buch der Atemzüge“ ist eines aus einer Anzahl von begräbnisbezogenen Werken… es richtete sich an den Verstorbenen durch den Hauptpriester, der den Begräbnisdienst leitete… Das „Buch der Atemzüge“ repräsentiert den Versuch, alle wichtigen Elemente des Glaubens an ein zukünftiges Leben in einem kürzeren und einfacheren als das Totenbuch einzubeziehen… Um dem Werk einen höheren Wert zu verleihen, wurde es als das Produkt Thoths verkündet, des Schreibers der Götter.“ (The Book of the Dead, Facsimiles of the Papyri of Hunefer, Anhai, Kerasher and Netchemet, von E. A. Wallis Budge, London, 1899, S. 33)

Die Tatsache, dass der Papyrus, den Joseph Smith als Basis für sein “Buch Abraham” benutzte, in Wirklichkeit das „Buch der Atemzüge“ ist, kann nicht wegdiskutiert werden, weil der Name „Buch der Atemzüge“ deutlich in der vierten Zeile des Fragmentes erscheint. Sogar Dr. Hugh Nibley hat die Worte „Buch der Atemzüge“ von diesem Papyrusfragment übersetzt (siehe The Message of the Joseph Smith Papyri, Seite 20)

1968 identifizierten zwei Ägyptologen von der University of Chicago's Oriental Institute, die Professoren John A. Wilson und Klaus Baer, den Papyrus als das „Buch der Atemzüge“. Professor Richard A. Parker von der Brown-Universität bestätigte ebenfalls die Tatsache, dass das, was Joseph Smith behauptete, dass es das „Buch Abraham“ wäre, in Wirklichkeit das „Buch der Atemzüge“ war“. Die Herausgeber von Dialogue: A Journal of Mormon Thought schrieben folgendes über diese Sache:

„Richard A. Parker ist der Wilbour-Professor der Ägyptologie an der Brown-Universität. Sein Hauptinteresse liegt auf den späteren Stadien der ägyptischen Sprache und Geschichte. Er führt an, dass das Buch der Atemzüge eine späte (Ptolemäische und Römische Periode) und sehr reduzierte Version des Totenbuches ist. Bisher wurde keine umfassende Studie darüber unternommen und es wurde noch keine ausreichende Arbeit darüber veröffentlicht. Er würde provisorisch die beiden Fragmente des Buches der Atemzüge, die sich in Kirchenbesitz befinden, in das letzte Jahrhundert vor oder in das erste Jahrhundert nach der christlichen Ära datieren…“ (Dialogue: A Journal of Mormon Thought, Sommer 1968, S. 86)


 

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Laut Joseph Smith hat er das Buch Abraham von einer Papyrusrolle aus dem Ägyptischen übersetzt. Als die Papyri wiedergefunden wurden, war man gespannt, ob Joseph Smith tatsächlich richtig übersetzen konnte.
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