Das Buch Joseph
Der Leser wird sich wahrscheinlich erinnern, dass Joseph Smith, als er die Papyrusrollen untersuchte, behauptete, dass „eine der Rollen die Schriften Josephs von Ägypten enthielt“… (History of the Church, Bd. 2, Seite 236)
Eine Untersuchung der elf Papyrusfragmente, die das Metropolitan-Museum der Mormonenkirche gab, offenbart, dass einige davon wahrscheinlich zu der Rolle gehören, die der Mormonenprophet als das „Buch Joseph“ klassifizierte. Glücklicherweise beschrieb Oliver Cowdery, einer der drei Zeugen des Buches Mormon, die Zeichnungen, die im „Buch Joseph“ enthalten waren. Einige der Fragmente scheinen Bilder zu enthalten, die zu Cowderys Beschreibung passen. Diese Beschreibung des „Buches Joseph“ erschien im Messenger and Advocate im Dezember 1835:
„Die Darstellung der Gottheit – drei, dennoch in einer, ist merkwürdig gezeichnet, um auf einfache und dennoch eindrückliche Weise die Ansichten des Schreibers über diese erhöhten Personen darzustellen. Die Schlange, gehend dargestellt oder in einer Gestalt abgebildet, die in der Lage ist zu gehen und vor oder bei einer weiblichen Figur steht, ist für mich eine der großartigsten Darstellungen, die ich je auf Papier oder anderem Schreibmaterial gesehen habe; und dies muss eigentlich dahin führen, dass sie den vernünftigen Verstand von der Richtigkeit und göttlichen Vollmacht der Heiligen Schrift überzeugt… so wäre mit einem mächtigen Wisch das ganze atheistische Gebäude hinweggefegt… Enochs Säule, wie sie von Josephus erwähnt wird, befindet sich auf derselben Rolle… Das innere Ende derselben Rolle (Josephs Bericht) gibt eine Darstellung vom Gericht: Auf einen Blick sieht man den Erlöser auf seinem Thron sitzend, gekrönt und die Zepter der Rechtschaffenheit und Macht haltend,…“ (Messenger and Advocate, Bd., S. 236)
Unten haben wir einige Aussagen Cowderys mit einigen Papyrusfragmenten des Metropolitan-Museums verglichen.
Der Mormonenschreiber Jay M. Todd hat ebenfalls die Ähnlichkeit zwischen den Fragmenten und Oliver Cowderys Beschreibung des Buches Joseph bemerkt:
„…Szenen, die irgendwie diesen verbalen Beschreibungen ähneln, scheinen sich auf den Papyri zu befinden, die Dr. Atiya wieder entdeckte, die schon als Totenbuch beschrieben worden sind. Tatsächlich betitelte Dr. Hugh Nibley, Gelehrter der Brigham-Young-Universität und Sprachwissenschaftler, der von der Ersten Präsidentschaft dazu bestimmt wurde, die Papyri auszulegen und zu erklären, das Fragment IV mit ‚Gerahmter Dreieinigkeits’-Papyrus. Fragment V gab er den Titel ‚Die Schlange mit Beinen’ und auf demselben Fragment erscheint eine Szene, die Oliver Cowdery verbal als Enochs Säule beschrieb. Vielleicht wird Olivers Beschreibung vom Gericht mit dem Erlöser auf dem Thron von den Fragmenten IIIA, IIIB geschildert, die Dr. Nibley mit ‚Gericht des Osiris’ betitelte, bei dem Osiris auf dem Thron sitzt und Thot Bericht führt. Osiris war der ägyptische Gott der Unterwelt und der Richter der Toten.“ (The Saga of the Book of Abraham, Seite 194)
Joseph Smith und seine Schreiber sahen die Zeichnung von der Schlange mit Beinen offensichtlich als bedeutend an, denn eine Kopie davon befand sich in Joseph Smiths Egyptian Alphabet and Grammar. Dr. James R. Clark von der Brigham-Young-Universität erklärte: „Es gibt eine Reproduktion von dieser Schlange mit Beinen im Egyptian Grammar, wie Joseph Smith oder Oliver Cowdery sie vom Papyrus Abrahams oder Josephs abkopierten.“ (The Story of the Pearl of Great Price, Seite 114)
Dr. Sidney B. Sperry machte folgende Bemerkung in Bezug auf einiges Material, das in Joseph Smiths Egyptian Alphabet and Grammar gefunden wurde: „Einiges von diesem Material könnte vom Buch Joseph stammen. Hier spricht anscheinend Eva mit der Schlange. Beachten Sie: die Schlange steht auf Beinen! Nun gut, ich bin sicher, dass Dr. Clark mehr über dieses Material vorbringen kann.“ (Pearl of Great Price Conference, 10. Dez. 1960, Ausgabe von 1964, Seite
Ägyptologen, die den Joseph-Smith-Papyrus untersucht haben, haben das Gefühl, dass „das Fragment mit der Schlange, die auf zwei Beinen steht, mit Sicherheit aus einem Kapitel des ägyptischen Totenbuchs stammt“. (Brief von Richard A. Parker, 9. Jan. 1968) Unten befindet sich ein Beispiel von einer Schlange auf Beinen aus Das Totenbuch, von E. A. Wallis Budge, Bd. 2, S. 277)
In einem Brief an den Ägyptologen John A. Wilson stellte Marvin Cowan folgende Frage: „Mormonische Quellen behaupten, dass der Papyrus, der die Schlange zeigt, die auf Beinen einem Mann entgegen geht, das ‚Buch Joseph’ ist. Stimmen Sie zu?“ Dr. Wilson antwortete:
„Sie befragen mich über eine der Illustrationen, die eine gehende Schlange zeigt. Sie befindet sich einfach unter drei anderen Illustrationen, die alle in regulärer Reihenfolge in späten Totenbüchern erscheinen. Papyrus Ryerson… und Papyrus Milbank… beide im Oriental Institute, veröffentlicht von T. George Allen,… mit den Texten, die hier auf den Tafeln XXIV-XXV und LXVIII notiert sind.
Auf jedem Papyrus die Vignette von einem Mann mit Stock und einer Schlange dabei, die auf zwei Beinen geht – Vignette für das Totenbuch Kapitel 72.
Auf jedem Papyrus zeigt der Reihenfolge nach die nächste Vignette einen Mann mit einem Stock, der auf eine Säule schaut – Vignette für Totenbuch 73.
Auf der Ryerson zeigt in der Reihenfolge die nächste Vignette nur einen Mann mit einem Stock.
Auf jedem Papyrus zeigt die nächste Vignette einen Vogel mit Zepter, der aus dem Rücken herausragt – Vignette für Totenbuch 75.“ (Brief von John A. Wilson, 5. Januar 1968)
Offensichtlich haben sich die Mormonenführer dafür entschieden, Joseph Smiths Identifizierung der Schriftrolle Josephs zu verwerfen, denn im Improvement Era, Feb. 1968, Seite 40, geben sie zu, dass die Zeichnung von der Schlange mit Beinen „vom Totenbuch“ stammt.
Als Dr. Nibley gefragt wurde, ob die Papyri das Buch Joseph enthielten, antwortete er: „Wenn die Papyri irgendetwas vom Buch Josephs enthalten, so ist es kein Teil, der übersetzt worden ist.“ (Brief vom 8. Februar 1968)
Am 1. März 1968 diskutierten Sidney B. Sperry, James R. Clark und Rose T. Christensen das „Buch Joseph“:
„DR. CHRISTENSEN: Persönlich frage ich mich, ob die sieben Blätter, die, wie ich sagte, für mich wie Hieratisch aussehen, mit dem Buch Abraham oder mit dem Buch Joseph überhaupt in Verbindung stehen.
„DR. SPERRY: Es ist einfach möglich, dass von den 11 Papyri, die wir jetzt haben, wenig oder nichts aus dem Buch Joseph liefert. Auf Grund meines Studiums dessen, was Joseph Smith tat, scheint es mir aber, dass er diesen Bericht übersetzt hatte und wusste, was darin stand. Es gibt Bezugnahmen in der History of the Church, die zeigen, dass der Prophet anderen etwas über seinen Inhalt erzählte. Ich hoffe in meinem Herzen, dass eines Tages das Buch Joseph gefunden und von der Kirche erworben werden wird.
DR. CLARK: Sie beziehen sich ohne Zweifel, Dr. Sperry, auf Oliver Cowderys Brief an William Frye, der im Messenger and Advocate der Heiligen der Letzten Tage im Dezember 1835 veröffentlicht wurde, der definitiv eine kurze Beschreibung des Buches Joseph liefert.“ (Newsletter and Proceedings of the S.E.H.A., Brigham-YoungUniversität, 1. März 1968, Seite
Während es wahrscheinlich ist, dass wir nicht alles von der Rolle haben, die die Mormonenführer als “Buch Joseph” beschrieben, ist es sehr offensichtlich, dass wir einen Teil davon haben. Da herausgefunden wurde, dass der Teil, den wir haben, nichts weiter als das Totenbuch ist, ist es offensichtlich, dass Joseph Smith sich geirrt hatte, als er erklärte, dass es „die Schriften Josephs von Ägypten“ enthielt.
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